Anker-Steinbaukästen aus Rudolstadt

Das erste Systemspielzeug der Welt 

Lange vor Lego eroberte mit dem Anker-Steinbaukasten das erste industriell hergestellte Systemspielzeug von Rudolstadt aus die Kinderzimmer. Berühmte Geistesgrößen wie Albert Einstein, Walther Gropius und Erich Kästner schulten ihre Kreativität an den roten, blassweißen und blauen Bausteinen. Johannes R. Becher erwähnte den Anker-Steinbaukasten in einem Gedicht als Lieblingsspielzeug seiner Kindheit und US-Präsident Bill Clinton nannte ihn „Just wonderfull!“.  
Die Grundidee lieferte Friedrich Fröbel 1838 mit der Beschreibung seiner „Spielgaben“, darunter einem Holzbausteinkasten in Kubus- und Zylinderform. Eine Idee, die Jahrzehnte später die Brüder Lilienthal aufgriffen, die eigentlich mit ihren spektakulären Flugversuchen in die Geschichte eingingen. Der Werkstoff Holz erschien ihnen allerdings zu instabil und so entwickelten sie Bausteine aus Quarksand, Leinöl und Kreide. Durch das Eigengewicht der Steine konnten nun größere und kompliziertere Gebäude ohne Bindemittel gebaut werden.

Anker Stein GmbH

Anker Stein GmbH

Da die Gebrüder Liliental eher kreative Köpfe waren und keine Unternehmer, verkauften sie bald ihre Idee an den Unternehmer Friedrich Adolf Richter. Ab 1880 errichtete dieser ein Fabrikgebäude für die Produktion von „Richters Anker-Steinbaukästen“ in Rudolstadt. Damit begann die Erfolgsgeschichte des ersten industriell hergestellten Systemspielzeugs der Welt. 

Von Anfang an waren die Anker-Bausteine keine Klötzchen für kleine Kinder, sondern ausgetüftelte Kreationen realer oder auch fiktiver Gebäude in endloser Vielfalt. Deshalb wurden Illustratoren und Architekten beschäftigt, die die Kunstwerke entwarfen und Bauvorlagen für die Baukästen erstellten. Das Systemspielzeug erfordert Ausdauer, Planung und Geduld von den kleinen Architekten, die nach den beiliegenden Bauplänen aufwendige Portale, Brücken und Burgen bis hin zu beeindruckenden Kathedralen detailgetreu nachbauen konnten.  

Die Anker-Steinbaukästen wurden schnell über Deutschland hinaus bekannt, in Wien, New York, London und St. Petersburg entstanden Zweigniederlassungen. Das vielfach prämierte Systemspielzeug überstand zwei Weltkriege, doch ab 1963 war in der DDR vorerst Schluss. Der neue Werkstoff Plastik und die aufkommende Plattenbauweise verdrängten das historische Spielzeug. Doch die Fans auf aller Welt blieben, es gründete sich sogar ein Internationaler Club der Ankerfreunde. Einer kleinen Gruppe von Anker-Steinbaukasten-Liebhabern um Georg Plenge ist es auch zu verdanken, dass ab 1995 mit Mitteln der EU und des Landes Thüringen die Produktion neu startet. Nach einigen Besitzerwechseln werden die Systemkästen mit Grundbaukasten und zahlreichen Erweiterungen nun seit 2017 von der Arbeiterwohlfahrt Rudolstadt produziert und in alle Welt vertrieben. 

Wer seinen Kindern ein besonderes, kreatives und hochwertiges Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen will, der liegt mit Anker-Steinbaukästen genau richtig. Das Sortiment wird ständig erweitert, mittlerweile können kleine und große Baumeister sogar die Frauenkirche in Dresden nachbauen oder den Entwurf des (Bau)hauses am Horn in Weimar.

Anker Stein GmbH

Text: ©Leika Kommunikation / Ute Lieschke, Johanna Brause