Kulturregion Wartburg im Thüringer Wald

500 Jahre Bibelübersetzung 2021/2022
... in Eisenach und der Wartburgregion
Vor 500 Jahren, am 4. Mai 1521, wird Martin Luther zum Schein von bewaffneten Reitern überfallen und auf die Wartburg gebracht. Sein Landesvater Friedrich der Weise hatte den Überfall geplant, um ihn in Sicherheit zu bringen. Da Luther auf dem Reichstag in Worms seine Thesen nicht widerrufen hatte, wurde die Reichsacht wirksam. Er galt damit als „vogelfrei“. Obwohl gerettet, gefällt Luther seine Situation ganz und gar nicht. In den abgeschiedenen Mauern der Wartburg kann er weder hitzige Reden halten noch Anhänger für seine reformatorischen Ideen gewinnen. Doch seine Gedanken verbreiten sich durch den neuentwickelten Buchdruck immer weiter.
Im Dezember reist Luther sogar mit gewachsenem Bart und langen Haaren undercover als „Junker Jörg“ nach Wittenberg um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu verschaffen. Gleich nach seiner Rückkehr setzt er sich an ein folgenschweres Vorhaben. Mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche wird Luther nicht nur der Theologie völlig neue Wege weisen, sondern auch die deutsche Sprache vereinheitlichen und bis heute prägen. Bis dahin wurde der Gottesdienst in lateinischer Sprache gehalten und blieb damit für die meisten Leute unverständlich. Die auf Latein verfasste Bibel, die sogenannte „Vulgata“, diente dabei als Grundlage und galt als unantastbar. Martin Luther will das ändern, jeder soll das „Wort Gottes” lesen oder hören können. So beginnt er mit der Übersetzung des Neuen Testaments, der Lebens- und Auferstehungsgeschichte von Jesus Christus.
Gleichzeitig steht für ihn der Wortsinn im Mittelpunkt, so kreiert er anschauliche Worte wie Lückenbüßer, Feuereifer oder Machtwort, die ohne Luther heute nicht in unserem Sprachgebrauch wären. Zudem so schöne Redewendungen wie „etwas wie seinen Augapfel hüten“ oder „jemanden auf Händen tragen“ bis hin zu „Perlen vor die Säue werfen“. Insgesamt bemüht sich Luther im Gegensatz zu seinen landläufig bekannten derben Sprüchen um eine gewählte Sprache. Und so beginnt auch die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, die jedes Jahr erneut in der Kirche erklingt, recht gewählt mit einem: „Und es begab sich aber …“.
In einer Rekordzeit von nur elf Wochen übersetzt Martin Luther im Winter 1521/22 das Neue Testament. Noch 1522 wird die sogenannte „Septemberbibel“ mit zahlreichen Holzschnitten aus der Cranach-Werkstatt bebildert und in Wittenberg gedruckt. Sie findet reißenden Absatz. Für das Alte Testament benötigt Martin Luther viele Jahre mehr, die Übersetzung aus dem Hebräischen erscheint erst 1534. Die gesamte „Biblia Deudsch“ wird im Laufe der Jahrhunderte zwar neuen orthographischen Gewohnheiten angepasst, existiert in ihrem Wortlaut und sprachlichem Klang aber als Lutherbibel bis heute. Den historischen Ort der Bibelübersetzung, die Lutherstube auf der Wartburg, kann man übrigens heute noch besuchen. In der Bohlenstube ist auch der legendäre Tintenfleck an der Wand zu sehen. Martin Luther soll ihn fabriziert haben, als er sich vom Teufel bedroht fühlte und zornig ein Tintenfass nach ihm warf. Wem es um einen tieferen Blick in die Geschichte der Bibelübersetzung geht, dem sei die Dauerausstellung im Lutherhaus Eisenach empfohlen.
Noch mehr Luther im Lutherhaus-Eisenach
Auf den Spuren Martin Luthers unterwegs sein
Die Thüringer Lutherwege durchziehen den gesamten Freistaat Thüringen mit einem mehr als 1100 km langen Netz. Auch im Thüringer Wald gibt es zahlreiche Pfade, die die Wirkungsstätten und Hot-Spots Martin Luthers verbinden.
Wir haben Ihnen hier die wichtigsten Wander- und Radtouren auf den Spuren des Reformators zusammengestellt.
©LEIKA Kommunikation / Ute Lieschke, Johanna Brause